Rückenschmerzen im unteren Rücken gehören zu den häufigsten Beschwerden im Alltag und im Sport. Oft liegt die Ursache jedoch nicht direkt in der Wirbelsäule – sondern in der Gesässmuskulatur, genauer gesagt: im Gluteus medius, Gluteus maximus und dem Piriformis.
Als medizinischer Masseur EFA und Medical Athletic Coach sehe ich in meiner Massagepraxis in Köniz (Bern) häufig Patient:innen, bei denen genau diese Muskelgruppen der Schlüssel zur Schmerzfreiheit sind. In diesem Artikel erfährst Du, wie die Gesässmuskulatur Rückenschmerzen verursacht, wie eine fundierte Diagnostik abläuft, welche Behandlungsmöglichkeiten besonders wirksam sind – und was Du selbst präventiv tun kannst.
Anatomie & Funktion der Gesässmuskulatur
Die Gesässmuskulatur besteht primär aus drei grossen Muskeln:
- Gluteus medius: Stabilisiert das Becken bei jedem Schritt. Ist er zu schwach, entstehen Kompensationen in der Lendenwirbelsäule.
- Gluteus maximus: Grösster Muskel des Körpers, zuständig für Hüftstreckung, Stabilität und Kraftübertragung auf die Wirbelsäule.
- Piriformis: Verläuft tief im Becken und kann bei Verspannung oder Verkürzung den Ischiasnerv reizen (Piriformis-Syndrom).
Weitere anatomische Zusammenhänge
- Faszienketten verbinden Gesäss, Rücken und Beinmuskulatur. Verklebungen (z. B. im Tractus iliotibialis) können Dysbalancen bis zur LWS erzeugen.
- Nervenkompressionen durch verspannte Muskeln (z. B. Piriformis auf den Ischiasnerv) lösen ausstrahlende Schmerzen ins Bein aus.
- Segmentale Reflexe und myofasziale Triggerpunkte beeinflussen vegetative und motorische Funktionen der unteren Lendenregion.
Ursachen & Pathophysiologie
Die häufigsten Ursachen für funktionelle Rückenschmerzen mit Ursprung in der Gesässmuskulatur sind:
- Beckenfehlstellungen, z. B. durch Beinlängendifferenzen, führen zu Überlastung des Gluteus medius.
- Langes Sitzen schwächt die Gesässmuskeln und fördert muskuläre Verkürzungen.
- Fehlbelastungen im Sport, vor allem bei Läufer:innen und Triathlet:innen, erzeugen Mikrotraumen im Muskelgewebe.
- Psychosozialer Stress verstärkt muskuläre Verspannungen über das vegetative Nervensystem.
Studien zeigen, dass Triggerpunkte im Gluteus medius bei bis zu 68 % der Menschen mit chronischen LWS-Schmerzen vorhanden sind (Fernández-de-las-Peñas, 2007).
Symptome
Typische Symptome bei gluteal bedingten Rückenschmerzen:
- Dumpfer, ziehender Schmerz im unteren Rücken, oft einseitig
- Ausstrahlung ins Gesäss oder in den hinteren Oberschenkel
- Verstärkung durch Sitzen, Treppensteigen, Heben oder längerem Gehen
- Besserung durch Wärme, moderate Bewegung oder gezielte Massage
Diagnostik in der Praxis
Eine gute Diagnostik ist entscheidend für eine wirksame Therapie. In meiner Praxis verwende ich:
- Palpation von Triggerpunkten im Gluteus medius, maximus und Piriformis
- Funktionstests wie Trendelenburg-Test, Beweglichkeit der Hüfte, aktive Stabilitätsanalysen
- Ultraschall zur Beurteilung von Muskeltonus, Faszienverklebungen und Myogelosen
- Bewegungsanalyse im Stand und in Bewegung (Gehen, Treppensteigen, einbeinige Standbelastung)
Bei Verdacht auf Nervenirritationen ergänze ich gezielte neurologische Tests (Lasègue, Slump-Test etc.)
Behandlung durch den Medizinischen Masseur EFA
Als Medizinischer Masseur EFA stehen mir verschiedene evidenzbasierte Methoden zur Verfügung:
Manuelle Therapie
- Triggerpunktmassage zur Auflösung aktiver Schmerzpunkte
- Querfriktionen und tiefe Faszienbehandlung im Gluteusbereich
- Mobilisation des Iliosakralgelenks (SIG) bei Beckenfehlstellung
Spezialtechniken
- Dry Cupping (Schröpfmassage) zur Förderung der Durchblutung
- Faszienrollen und Release-Techniken mit Geräten oder manuell
- Lymphdrainage, falls entzündungsbedingte Einlagerungen vorliegen
- Elektrotherapie (TENS, FES) zur Schmerzreduktion und Muskelaktivierung
- Vibrationstherapie mit Geräten wie dem VibraCussor zur Tiefenlösung
Evidenz aus Studien
- Triggerpunkt-Therapie reduziert Schmerzen signifikant (Luedtke et al., 2015)
- Dry Needling zeigt in RCTs bessere Resultate als Placebo (Fernández-de-las-Peñas, 2015)
- Cupping-Massage senkt Schmerzintensität um bis zu 30 % (Ahmed et al., 2018)
Übungen zur Prävention und Therapie
Diese Übungen ergänzen jede passive Behandlung ideal:
- Seitstütz mit Abduktion: aktiviert Gluteus medius
- Bridging (Beckenheben) auf einem Bein: stärkt Gluteus maximus
- Piriformis-Dehnung im Sitzen oder Liegen
- Beinpendel, Beinheben in Bauchlage (gezielte Hüftstreckung)
- Blackroll auf Gesäss und Oberschenkelrückseite zur Selbstmobilisation
Empfehlung: 3× pro Woche, je 2–3 Sätze à 12–15 Wiederholungen
Kontraindikationen
Nicht jede Massage ist in jeder Situation sinnvoll. Vorsicht bei:
- Akuten Entzündungen, Infektionen oder frischen Verletzungen
- Starken neurologischen Ausfällen (bitte ärztlich abklären lassen!)
- Tumoren oder unklaren Schmerzen ohne vorangegangene Diagnostik
Ganzheitlich denken, gezielt behandeln
Rückenschmerzen im LWS-Bereich haben viele mögliche Ursachen – die Gesässmuskulatur ist jedoch oft ein übersehener Hauptakteur. Mit einer fundierten Befundung, gezielter medizinischer Massage, myofaszialer Triggerpunkttherapie und aktiven Übungen lassen sich viele Beschwerden nachhaltig verbessern – und im Idealfall vermeiden.
Buche jetzt einen Termin für eine fundierte Behandlung
Wenn Du unter Rückenschmerzen leidest oder präventiv arbeiten möchtest, kannst Du gerne einen Termin in meiner Praxis für medizinische Massage und Sportmassage in Köniz bei Bern vereinbaren:
Ich freue mich, Dich auf dem Weg zu einem schmerzfreien Rücken zu begleiten!