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Das Läuferknie, auch bekannt als Iliotibiales Bandsyndrom (ITBS) oder Tractus-iliotibialis-Syndrom, ist eine der häufigsten Überlastungsverletzungen bei Läufern und Ausdauersportlern. Es betrifft sowohl Freizeit- als auch Profisportler und kann, wenn unbehandelt, zu langwierigen Beschwerden führen. Der Schmerz tritt typischerweise an der Aussenseite des Knies auf und verschlimmert sich bei körperlicher Betätigung, insbesondere beim Laufen oder Radfahren.


Anatomische Grundlagen

Der Tractus iliotibialis ist eine straffe Sehnenplatte an der äusseren Oberschenkelseite, die vom Darmbein (Os ilium) bis zur Schienbein-Aussenseite (Condylus lateralis tibiae, Gerdy-Höcker) zieht. Er wird durch den Musculus tensor fasciae latae (TFL) und Anteile des Musculus gluteus maximus gespannt.

Bei Bewegungen des Knies gleitet der Tractus iliotibialis über den lateralen Femurkondylus (äusserer Oberschenkelknochenknorren) hinweg. Eine wiederholte oder unphysiologische Bewegung kann eine Reizung oder Entzündung der darunterliegenden Gewebestrukturen verursachen, was zu den typischen ITBS-Beschwerden führt.


Symptome und Beschwerden

Das Hauptsymptom des ITBS ist ein stechender oder brennender Schmerz an der Knieaussenseite, der in folgenden Situationen auftritt oder sich verstärkt:

  • Nach einigen Kilometern Laufen, insbesondere bei Bergabläufen
  • Beim Treppensteigen oder beim in-die-Hocke-gehen
  • Beim Radfahren, insbesondere in der Druckphase der Pedalbewegung
  • Beim Drücken auf die Knieaussenseite (Druckschmerz)
  • Morgens nach intensiver Belastung, oft begleitet von einer Gefühlsminderung oder Schwellung

In schweren Fällen kann der Schmerz auch im Alltag bestehen bleiben und beim normalen Gehen oder Sitzen auftreten.


Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen des ITBS sind komplex und betreffen sowohl biomechanische als auch trainingsbedingte Faktoren:

1. Biomechanische Ursachen

  • Hüftfehlstellungen: Eine vermehrte Hüftadduktion (Einknicken der Hüfte nach innen) führt zu einer übermässigen Spannung des Tractus iliotibialis. Studien von Ferber et al. (2010) zeigen, dass Läufer mit ITBS eine signifikant erhöhte Adduktion aufweisen.
  • Muskuläre Dysbalancen: Eine Schwäche des Musculus gluteus medius und minimus erhöht die Instabilität der Hüfte und steigert das ITBS-Risiko (Noehren et al., 2012).
  • Fussfehlstellungen: Eine übermässige Pronation des Fusses kann die Beinachse negativ beeinflussen und den Tractus iliotibialis zusätzlich belasten (Powers, 2010).

2. Trainingsbedingte Ursachen

  • Das ITBS entsteht häufig durch wiederholte mechanische Belastungen und ungünstige Bewegungsmuster, die langfristig zu einer Überlastung des Tractus iliotibialis führen. Die wichtigsten trainingsbedingten Faktoren sind:
  • Plötzliche Erhöhung des Trainingsumfangs oder der Intensität
    • Eine abrupte Steigerung der wöchentlichen Laufkilometerzahl (>10 % pro Woche) erhöht das Risiko für Überlastungsreaktionen im Gewebe.
    • Intensitätssteigerungen wie das Einführen von Intervallläufen oder langen Läufen ohne ausreichende Anpassung führen zu erhöhter Spannung im Tractus iliotibialis.
  • Bergablaufen oder Training auf abschüssigem Gelände
    • Beim Bergablaufen kommt es zu verstärkten exzentrischen Bremsbewegungen im Kniegelenk. Diese erhöhen den Zug auf den Tractus iliotibialis und steigern die Reibung über den lateralen Femurkondylus.
    • Lauftraining auf schrägen oder unebenen Untergründen kann zu asymmetrischen Belastungen der Beinachse führen.
  • Einseitiges Training ohne Ausgleich durch Kraftübungen
    • Läufer und Radfahrer neigen oft zu einer Vernachlässigung der Hüft- und Gesässmuskulatur, was zu muskulären Dysbalancen führt.
    • Ein schwacher Gluteus medius kann die Stabilität der Beinachse nicht ausreichend kontrollieren, sodass es zu einer verstärkten Adduktion und Innenrotation des Oberschenkels kommt – ein Hauptrisikofaktor für ITBS.
    • Mangelnde Variabilität in den Trainingsreizen kann das Risiko erhöhen.
  • Falsche Schuhwahl oder ungeeignetes Laufmaterial
    • Abgenutzte Laufschuhe oder Schuhe mit zu wenig Dämpfung können die Stossbelastung erhöhen.
    • Eine falsche Pronationskontrolle kann biomechanische Probleme begünstigen.
  • Laufen auf unebenem oder geneigtem Untergrund, wodurch eine asymmetrische Belastung entsteht: Das Laufen auf geneigten Wegen oder weichem Untergrund kann zu einer ungleichmässigen Belastung der Beinmuskulatur führen. Besonders auf Trails oder Strassen mit starker Neigung kann eine Seite stärker beansprucht werden, was zu einer ungleichen Spannung des Tractus iliotibialis und damit zu einer erhöhten Reizanfälligkeit führt.
  • Unzureichende Erholung und mangelnde Regeneration: Muskeln, Sehnen und Faszien benötigen nach intensiven Belastungen ausreichend Zeit zur Regeneration. Wird dem Körper diese Erholungsphase nicht gewährt, entstehen Mikrotraumata, die zu Entzündungsreaktionen und einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit führen. Besonders Sportler, die ohne Ruhetage trainieren oder ständig hohe Belastungen fahren, haben ein erhöhtes Risiko für ITBS.
  • Unzureichendes Dehnen und mangelnde Regeneration: Ein unbeweglicher oder verkürzter Tractus iliotibialis kann die Reibung am lateralen Oberschenkelknochen erhöhen. Regelmäsige Dehnübungen für den TFL, die Gesässmuskulatur und die Hüftbeuger können helfen, das Risiko für ITBS zu reduzieren. Zudem spielt myofasziales Training mit der Faszienrolle eine wichtige Rolle in der Prävention.

Diagnostik

Die Diagnose des ITBS erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und spezifischen funktionellen Tests, um eine differenzierte Analyse der Symptome und biomechanischen Defizite durchzuführen.

1. Klinische Untersuchung

  • Palpation: Schmerzprovokation durch Druck auf die Knieaussenseite über dem lateralen Femurkondylus (positiv bei ITBS).
  • Beweglichkeitstests: Einschränkungen in der Hüft- und Oberschenkelmuskulatur werden überprüft.

2. Funktionelle Tests

  1. Oberflächliche Palpation: Druckschmerz über dem lateralen Femurkondylus.
  2. Ober’s Test (Tractus-iliotibialis-Spannungstest)
    Zweck: Testet die Verkürzung oder erhöhte Spannung des Tractus iliotibialis.
    Durchführung:
    • Patient liegt seitlich auf einer Behandlungsliege, das untere Bein ist gebeugt.
    • Der Therapeut fixiert das Becken und führt das obere Bein in eine Abduktion und dann langsam in eine Adduktion.
      Positives Testergebnis: Das Bein kann nicht vollständig in die Adduktion geführt werden oder es treten Schmerzen an der Knieaussenseite auf.
  3. Renne-Test (Einbeinige Belastungsprovokation)
    Zweck: Simulation der Belastung während des Laufens zur Schmerzprovokation.
    Durchführung:
    • Der Patient steht auf einem Bein und beugt das Knie auf etwa 30–40°.
    • Er führt leichte Kniebeugen durch.
      Positives Testergebnis: Schmerzen an der Knieaussenseite bei 30° Kniebeugung.
  4. Modified Thomas Test (Hüftbeugertest mit Fokus auf den Tractus iliotibialis)
    Zweck: Identifikation von muskulären Verkürzungen, insbesondere des M. tensor fasciae latae.
    Durchführung:
    • Der Patient liegt auf dem Rücken, ein Bein wird passiv zur Brust gezogen, während das andere über die Liege hängt.
    • Der Therapeut beobachtet, ob das hängende Bein nach aussen abweicht (Hinweis auf verkürzten Tractus iliotibialis).
      Positives Testergebnis: Abduktionsstellung des hängenden Beins oder Schmerzen an der Knieaussenseite.
  5. Laufanalyse (Dynamische Untersuchung der Beinachse)
    Zweck: Identifikation von Laufstil-Problemen oder muskulären Dysbalancen.
    Durchführung:
    • Videoanalyse auf dem Laufband zur Beurteilung von Hüft-, Knie- und Fussstellung.
    • Prüfung auf übermässige Adduktion des Oberschenkels oder Innenrotation des Kniegelenks.
      Ergebnis: Übermässige Beinachseninstabilität kann das Risiko für ITBS erhöhen.
  6. Bildgebung (Ultraschall, MRT): In chronischen Fällen zur Differenzierung anderer Pathologien.

Behandlung und Therapie

Ein ITBS sollte möglichst früh behandelt werden, um chronische Veränderungen zu vermeiden. Die Therapie umfasst Schmerzlinderung, Ursachenbehandlung und Prävention.

1. Akute Schmerzlinderung

  • Reduktion der Belastung: Temporäres Aussetzen des Lauftrainings
  • Kühlung (Eis-Anwendungen) zur Entzündungshemmung
  • Entzündungshemmende Medikamente (z. B. NSAR) nach ärztlicher Anweisung

2. Medizinische Massage, Physiotherapeutische und manuelle Behandlung

  • Medizinische Massage: Lösung von Verklebungen und Verbesserung der Gewebedurchblutung.
  • Myofasziale Techniken: Griffe zur Verbesserung der Gleitfähigkeit des Tractus iliotibialis.
  • Triggerpunkttherapie: Behandlung von Schmerzpunkten im TFL und Glutealmuskulatur.
  • Elektrotherapie und Ultraschall: Schmerzlindernde und durchblutungsfördernde Wirkung.
  • Manuelle Therapie: Mobilisation des Knie- und Hüftgelenks zur Verbesserung der Biomechanik.

3. Korrektur biomechanischer Faktoren

  • Kräftigung der Hüftmuskulatur, insbesondere des M. gluteus medius und minimus.
  • Verbesserung der Lauftechnik durch professionelle Analyse.
  • Einlagenversorgung bei Fussfehlstellungen.

4. Präventive Massnahmen

  • Regelmässige Dehnung des Tractus iliotibialis und der umliegenden Muskulatur:

    1. Seitliche Hüftdehnung (Tractus iliotibialis-Stretch)
    Ausführung:
    Stelle dich aufrecht hin und kreuze das betroffene Bein hinter das andere.
    Verlagere dein Gewicht auf das vordere Bein und schiebe die Hüfte zur Seite.
    Der Oberkörper bleibt gerade, du kannst ihn leicht zur Gegenseite neigen.
    Halte die Position 30–45 Sekunden und wechsle die Seite.
    Ziel: Dehnt den Tractus iliotibialis und den TFL.

    2. Knie-zur-Brust-Dehnung mit Seitneigung
    Ausführung:
    Setze dich auf den Boden und strecke ein Bein aus.
    Das andere Bein überschlägst du über das gestreckte Bein und setzt den Fuss neben das Knie.
    Ziehe das übergeschlagene Knie zur gegenüberliegenden Schulter.
    Halte die Dehnung 30–45 Sekunden.
    Ziel: Dehnung des Tractus iliotibialis und der Gesässmuskulatur.

    3. Quadrizeps- und Hüftbeugerdehnung (Dynamischer ITB-Stretch)
    Ausführung:
    Stelle dich aufrecht hin und greife mit einer Hand das Fussgelenk des gleichen Beins.
    Ziehe die Ferse zum Gesäss und drücke die Hüfte leicht nach vorne.
    Halte diese Position und neige dich leicht zur Gegenseite.
    Halte 30 Sekunden und wiederhole mit dem anderen Bein.
    Ziel: Löst Verspannungen im Quadrizeps und dem Tractus iliotibialis.

    4. Fersensitz mit Hüftstreckung
    Ausführung:
    Knie dich hin und setze dich auf die Fersen.
    Stütze dich mit den Händen hinter dir auf und hebe die Hüfte langsam an.
    Halte die Spannung für 20–30 Sekunden.
    Ziel: Dehnt den Hüftbeuger und entspannt die vordere Oberschenkelmuskulatur.

    5. Faszien-Rollmassage mit der Blackroll (Selbstmassage für den Tractus iliotibialis)
    Ausführung:
    Lege dich seitlich auf eine Faszienrolle, sodass der äussere Oberschenkel aufliegt.
    Rolle langsam von der Hüfte bis knapp oberhalb des Knies hin und her.
    Bei schmerzhaften Punkten für einige Sekunden halten und dann weiterrollen.
    Ziel: Fördert die Durchblutung und löst Verklebungen der Faszien.
  • Faszientraining mit der Rolle zur Verbesserung der Gewebeelastizität.
  • Progressive Trainingssteigerung, um Überlastung zu vermeiden.

Ein Iliotibiales Bandsyndrom erfordert eine ganzheitliche Therapie inkl. medizinischer Massage

Das Läuferknie (ITBS) erfordert eine ganzheitliche Therapie. Eine Kombination aus medizinischer Massage und Sportmassage, gezieltem Krafttraining sowie einer Laufstilanpassung hilft, Beschwerden zu lindern und einer Rückfälligkeit vorzubeugen. Eine professionelle Behandlung durch einen zertifizierten medizinischen Masseur in Bern oder Köniz unterstützt die Regeneration und langfristige Beschwerdefreiheit.


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